tag 94 – ein wein zuviel…trierisch matto

ein skurriler tag. schön in meinem zeltchen aufgewacht und erstmal kurz rein in die mosel…kein mensch zu sehen, nur blöd, dass zehn meter hinterm busch die ersten autos lang düsen. die sonne am morgen ist schon super. ich bloggel ne runde, leg das zelt zum trocknen aus…immer die gleiche, sich ziehende packprozedur. gegen neun gehts sauber und mit frischem hemd los. eine frau bringt mich zügig nach traben-trarbach. nettes örtchen, nette bäckerin, nette frau im café…mit zwei hörnchen, nem stück streuselkuchen und einem rosinenbrot im gepäck guck ich mich noch etwas um. ich folge dem dritten tip der eifelpferdwanderer…try to get on a boat bis bernkastel-kues. also hin da, ein touridampfer ist gerade weg. ich frag an der kasse, eigentlich ne liebe frau…wegen ihr kein problem, aber ich müsste nur ausrutschen aufm schiff, dann hätten sie eins…wat solls…ich stell mich wieder an meinen strassenrand…ein holländisches pärchen packt mich ein und ist ganz angetan von meinem trip. in ürzig lass ich mich rausschmeissen, tolles panorama und nen flohmarkt direkt am wasser. der flohmarkt ist dann eher ein witz und ich steh ne stunde in der hitze. jojo…viele, viele fahren vorbei…ich bin schon kurz vorm sonnenstich. irgendwann dreht ein junger kerl extra nochmal um. bernkastel-kues…da bin ich…und natürlich nicht alleine. wirklich alles hübsche kleine orte hier an der lieblich, gemütlichen mosel…fachwerk, enge gassen, überall wein…die hitze von etwa zehn bis siebzehn uhr hat es aber immer in sich. vierzehn mal alles vollschwitzen und wieder trocknen pro tag…ein traum. aber ich will mich auch nicht beschweren…die morgen- und abende sind der knaller. von bernkastel komm ich noch recht zügig zwei dörfer weiter, dann steh ich erstmal wieder eineinhalb stunden in der prallen sonne. das einzig gute ist, dass ich auf kirschbäume stosse, leider aber fast nix mehr zu holen. gerade bin ich trampmüde…mal gehts flott, dann wieder ostfriesland style…wieviele würste mich manchmal stehenlassen ist echt krass…frustriert gibts die ein oder andere geste und die verbale nettichkeit von mir hinterher…wie mit scheuklappen fahren viele an mir vorbei…man brauch nicht alles schönreden…es hat auch einen riesigen haufen vollschmocks in dem land…auf die luftpumpen möchte ich nur nicht meinen fokus legen…ich komm aus dem schlechte laune loch irgendwann wieder raus und mit drei weitern autos gehts dann nen ganzes stück weiter. interessant sind die information vom dritten fahrer. er erzählt mir, dass einige weinberge renaturalisiert werden würden…was ich auch sehe. die letzten jahre seien teilweise harte zeiten für die weinbauern gewesen, sie hätten ihren wein nicht absetzten können. der staat hätte dann sogar noch geld gegeben, wenn winzer ihre reeben rausgerissen hätten. warum, kann er mir nicht sagen. er finde es auf alle fälle schrecklich, jahrhunderte lange tradition…an die berge gehöre der wein. der herr lässt mich genau vorm metzger in trittenheim raus. super nette damen…zwei buletten, drei wienerle und ein paar scheiben salami…top aber irgendwie wird mir langsam das nach essen fragen mir selbst gegenüber unangenehm. zuletzt war ich sehr viel bei bäckern und metzgern…eigentlich immer super freundlich und hilfsbereit…ich tauch ja überall nur einmal auf…aber mir ist es langsam genug…ich merke, dass ich anfange es fast für selbstverständlich zu halten, dass ich dort schon versorgt werde…ich mache mir weniger nen kopf um die einteilung von essen…die schlagzahl der ladenbesuche erhöht sich einfach…nicht sinn der sache…sehe ich auch als zeichen, dass es stimmig ist bald aufzuhören. nicht mehr ständig fragen müssen…heute komm ich mir jedefalls erstmals wie ein richtiger schnorrer vor…obwohl alle super nett waren. gut, mit so einem grundgefühl die türen ist dann doch wieder sinn der sache…überwindungsspiel. in der hitze lauf ich durch den ort…alles baustelle. ne bulette rein…hammer. jetzt hält ein mann und die geschichte des tages beginnt. ein eigentlich super netter mann, mitte 50er, packt mich in seinen mercedes. er erzählt mir euphorisch von der mosel zu sein und gerade seine mutter besucht zu haben. in zwanzig minuten seien wir in trier. ich sage, dass ich gerne über die landstrasse nach trier wolle, touristyle…könne mich dann irgendwas raus lassen…ach, komm…er habe zeit…könne er auch machen. ich erzähl kurz von meinem trip…dann erzählt er mir gefühlte 17 mal das gleiche…er sei von hier, hier sei sein zuhause, jeden berg kenne er…ich könne mir das garnicht vorstellen…trier…da kenne er auch jede ecke…da lebe er seit 30jahren…direkt neben dem dom, direkt neben dem bischof…jetzt wiederholt er immer wieder, dass er mich genau ins zentrum bringe werde…mehr zentrum gehe garnicht. ach komm, er könne noch bei nem kumpel in longuich ran fahren, der habe ein weingut..sei total schön…der wein der beste im laden…da würden politiker hingehen…würde ich erzählen, dass ich bei dem winzer gewesen sei, dass würde mir keiner glauben…coole sache, wegen mir gerne…nen schöner lokaler wein, optimaler schlusspunkt der moseltour. also hin da…alles neubau, aber ganz nett gemacht…kleine ferienhäuser im wein. der gute kriegt sich nicht mehr ein…sowas habe ich doch auf meinem trip auch noch nicht erlebt….jetzt wein und dann bringe er mich direkt in die alstadt von trier, mehr zentrum gehe garnicht. er grüsst alle…er komme schon seit dreißig jahren hierher. der senior chef sitzt gerade mit einem lokalen geschäftsfreund, dem flaschenlieferanten bei nem wein vorm lokal im schatten. mein gastgeber ist von der sorte geselliger hund…ist mit jedem gleich dicke. jetzt trinken wir erstmal nen viertel liter vom kühlen weißen…ich stell ein paar fragen zum weinanbau…der winzer ist nen knochen…meint sofort, dass er nie so nen tramper mitnehmen würde. die männer halten smalltalk über geschäftspartner, wer wen ihm vip bereich von eintracht trier getroffen habe usw. irgendwann packt der adrette, stilsichere flaschenmeister seine pfeife ein und macht los. den trip finde er super, legt mir vier euro hin…solle mir noch einen auf ihn bestellen. vielen dank…mein fahrer bestellt ne neue runde. man kenne ihn in der stadt, sei beim tiefbauamt und habe noch ein eigenes unternehmen…wir trinken noch den zweiten, dann will der gute los. ich will die auf dem tisch liegenden vier euro mit ins bezahlen einfliessen lassen. ignoriert er…dann sag ich, dass das geld als trinkgeld hier bleiben könnte…ich könne und werde das geld nicht berühren. ich solle mich nicht so anstellen, könne ich mir am dom ne wurst besorgen…sei ja total nett, aber gegen meine prinzipien…da mache er nicht mit. eine skurrile diskussion geht los. der winzer versteht mein anliegen und hört meine anliegen, vielleicht einfach für das geld nen stück brot zu bekommen…jetzt bringt die kellnerin schmalz brote…vielen dank, problem gelöst. denkste…die kosten übernehme er, die vier euro kämen mit…da lasse er sich auf nichts ein und packt die vier euro im kassenbon ein. ich höflich, aber klar…sorry, aber ich wolle am 94 tag nicht mein prinzip brechen…sei super, dass er mich eingeladen habe und alles, wäre für mich aber total erleichternd, wenn ich das geld einfach liegen lassen könnte…sowas gebe es nicht. er nimmt es und wir gehen zum auto. alter, der wein knallt…gar nicht dran gedacht. auch bei ihm, bin mir nicht sicher, ob er auf der höhe ist…gehe schon…aber jetzt müsste er etwas aufpassen…abstruse situation…wenn ich jetzt noch zu sehr einen auf moral mache, hab ich total vetschiessen. ich probier ihn im gespräch zu halten…bin mir nicht sicher, ob er gleich wegkippt…aber irgendwie auch seine art…mal hellwach, dann fast abwesend. ich krieg den typen nicht zu fassen. wohl echt nen fitter, stadtbekannter kerl, irgendwie aber auch wie in seiner eigenen welt. nicht zu beschreiben…wir fahren zu ihm an den dom…gut, sicher angekommen. die diskussion ums geld endet nicht…ich gebe nach und lass sie mir eingepackt in den bon in eine plastiktüte schmeissen. ich glaub, dass der einfach nicht glauben wollte, dass ich das geld nicht wolle…und wollte besonders spendabel sein, ohne meinen worten wert zu geben…als wüsste er besser als ich, was gut für mich sei…ohne sich auf irgendwas einzulassen. er verabschiedet sich herzlich, sowas habe ich doch auf meinem trip auch noch nicht erlebt…mit dem mercedes mitten in die stadt und der wein. mit dem geld in der tüte lauf ich los und steh direkt auf dem wirklich beeindruckenden domplatz…was ein typ. voll die hitze, nicht viel gegessen…alter, ich hab voll einen sitzen. ich hau die erste familie mit kind an…franzosen…ich will ihnen das geld in der tüte schenken, sollen ihrem kind nen eis kaufen. ich probier es dem vater auf englisch zu erklären. scheitert, er kann fast keins…voll verwirrt der gute. dann hau ich die nächste mutti an. ich würde 100tage ohne geld reisen…ein herr habe mir geld überlassen…ich zeige in die tüte. ich wolle das nicht…sie solle ihrem kind nen eis kaufen…ich glaub die dachten, ich sei von der versteckten kamera…ausserdem bin ich echt matto. ich geb der familie die tüte und mach mich weiter…sie schauen mir noch ungläubig hinterher. völlig wuschig und unsortiert lauf ich durch trier, ich hab einen in der krone…der halbe liter hat gereicht…voll abstrus alles…ich geh in den dom…uii…ich komm durch ne elektrische glastür rein und will dann durch ne glasdrehtür auf der anderen seite wieder raus…das gehts aber garnicht raus…schön ne ehrenrunde gedreht…hat keiner gesehen…mit einem fetten grinsen über mich selbst mach ich mich raus…oh mann..ich lauf gut eineinhalb stunden durch die stadt…porta nigra, marktplatz etc…nettes städtchen…aber alles läuft wie im film halb an mir vorbei und ich schwitz wie ein tier. jetzt kommt ein junggesellinnen abschiedstrupp an mir vorbei…verkaufen penis törtchen…sorry mädels kein geld, aber lasst euch die penisse schmecken und haut rein…ooooh, ja…ähh…gucken mich etwas verwundert an…war nen spass…tschüss. oh mann..ich geh lieber weiter…ne zweite bulette und frisches wasser erden mich irgendwann wieder halbwechs…aber ich muss aus der stadt raus. noch durch einen rosenpark und an ner studentenwiese vorbei…kurz in nem türken supermarkt gefragt…zwei tomaten, ne gurke und nen packen brot…fett…ich steh auf die türken supermärkte…immer so schön unkomplizierte menschen…dann bin ich an der mosel. die lauf ich bestimmt drei km, ne gefühlte halbe ewigkeit an der bundesstrasse richtung saarland entlang. uiii…zwischendurch hilft nix…muss dringend in nen busch…uiii…ich brauch nen feierabend platz. die autos rasen an mir vorbei. an einer ampel packt mich dann endlich muttermit tochter ein. sie würden nach mannebach fahren…sei sechs km vor saarburg. cool…rein da. einfach mit…ab in den wald…trier wird mir in spezieller erinnerung bleiben…die beiden schmeissen mich beim alten sportplatz, ausserhalb des dorfs im wald raus…da ist zum glück gerade jemand. zelten…kein problem. er legt mir sogar ein stromkabel hin und lässt das männerklo offen. danach macht er sich vom acker…geil, endlich ruhe…schön im wald. mitten aufm platz zwischen zwei kleinen toren bau ich mein zelt auf. ne runde waschen am wasserhahn. wat ein tag…jetzt gibts brot vom türken mit salami…langsam wird es dunkel. es kommt nochmal ein auto…ich will kurz bescheid geben…ups…da hab ich scheinbar ein älteres liebespaar beim fremdgehen gestört…peinlich berührt ziehen sie ab…ich bin raus für heute.

erkenntnis des tages: erst war der eisgekühlte wein die pure erfrischung…zack, zack nicht nachgedacht…lustig unterwegs in trier. hitze bei wein, muss nicht sein…

der trinkbruder

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