tag 96 – homecoming…zur lahn loreleyt

bei gewohnter frische in der morgensonne kriech ich aus meinem zelt…irgendwie nen hammer plätzchen…als ich mein zelt zum trocknen über die torlatte gehängt und durch den morgentau meinen rucksack zu einer bank bring…seh ich einen kirschbaum auf der anderen seite des spielfelds…geil…ich kram eine meiner papiertüten raus…ups…da waren vorher die wienerle drin und die tüte ist von innen beschichtet…kirschen in wurstwasser…mittelmässige kombination…ich lauf gemütlich, kirschkernspuckend ins dorf zurück…sonntagmorgen halb neun…hier geht mal noch gar nichts. zack bum, denkste…keine fünf minuten am strassenrand, da kommt nen polizeiwagen vorbei…ich finger raus…sie schon gerufen…wir sind gekommen um dich zu holen…fast…wo ich hinwolle? oberwesel am rhein. ein paar km könnten sie mich mitnehmen…geil, erste fahrt im polizeiauto…ich erzähle meine geschichte und dass die kollegen aus xanten am niederrhein auch schon voll easy unterwegs gewesen seien. auch die beiden sind total korrekt drauf…heute morgen sei eh nichts los…sie fahren mich sogar gut 10 km aus ihrem revier raus und bringen mich direkt die knapp 20km bis oberwesel. die hübsche polizistin aufm beifahrersitz findet es voll süß, dass meine freundin mich erwarte…sie werde jetzt erstmal ihren freund/mann rausklingeln…sie wohne in oberwesel und wolle mir einbißchen was mitgeben. die polizei dein freund und helfer part ll. noch ein ordentliches erinnerungsfoto…tag 96, besser kannst du nicht beginnen. ich lauf noch ein paar hundert meter durch den ort zum rhein…zack…jo…schon nochmal ne andere nummer als die mosel…nicht schöner, aber monströser…ich bin kurz vor der loreley…massive weinberge umringen den fluss…ich eiere auf die alte stadtmauer des ortes…geil, dass ich spontan nochmal hier vorbei bin. im ortskern auch schön fachwerk und alles in lieblicher, gewohnter weinregionsmentalität…ich steh schon unten an der strasse direkt am rhein und guck hoch…die loreley direkt eine rheinschleife ums eck. eigentlich viel geiler oben durch die weinberge zu laufen und die loreley von oben zu entdecken…zwar scheiss heiss, aber scheiss drauf. nen älteren herren in seinem vorgarten angehauen…der holt direkt seine wanderkarte und erklärt mir den weg…erst müsse ich den oelbergsteig entlang, später gehe der dann wieder in den rheinburgenweg über…bis sankt goar seien es etwa acht km…wasserflasche nochmal auffühlen lassen…merci…geil…ne spontane wanderung. bomben ausblicke, und zweifaches hemdauswringen erwarten mich…erst gehts durch nussbaumwiesen, dann durch weinstauden, felder und wiesen, wald, kleine klettersteige hoch und runter…zack, jetzt hab ich genau die loreley vor der nase…top plätzchen…zeit für nen päuschen…ich bin pitschnass geschwitzt. danach noch ne runde durch sanfteres terrain…und ich bin in sankt goar touritown…die autofähre vor ort nimmt mich mit über den rhein…die kassiererin ist mal ganz gechillt. jetzt lauf ich die flussstrasse von st. goarshausen entlang und steh vor einem atelier…krasse bilder im schaufenster…riesen anordnugen aus kleinen, flachen steinen…unglaubliche arbeit…wow…die tür steht offen, ich rein. ein ganz uriger typ kommt aus seinen kisten gekrochen…immer rein…er sei gerade erst am einziehen, deshalb sehe es so wüst aus. er erzählt mir von basel bis amsterdam die rheinufer absuchen…er vergrabe dann immer beutelweise seine fundsachen und hole sie später ab. er sei zahntechniker, vor fünf jahren habe er mit der kunst sein hobby zum beruf gemacht…er ärgere sich etwas, dass er sich nicht früher getraut habe…ein echter sammler und mann mit tausend ideen (detlefkleinen.de)…ich bin voll beeindruckt von seinen bildern, für ein grosses brauche er aber auch nen jahr…erst sammeln, dann sortieren, dann in mühsamer kleinarbeit anordnen…der kracher…und der mann ist mit soviel herz dabei. er berichtet mir von weiteren ideen und plänen…er brauche gerade fünftausend zigarettenschachteln. er habe eine grosse deutschlandkarte in fünftausend koordinaten aufgeteilt…die schachteln solle man dann jeweils rausziehen können und darin würden sich dann gesteine aus der jeweiligen region befinden…der wahnsinn…mit dem klinkenputzen um käufer zu finden, tue er sich etwas schwer…aber er könne von der sache leben…wir quatschen ne weile, mit begeisterten augen zieh ich weiter…der nächste, der mich einpackt ist ein echter frustbruder. habe kein bock mehr auf lkw fahren. könne nicht glauben, dass das klappe mit meinem trip..bei diesen menschen. jetzt habe seine freundin noch gemeint, sie müsse sich in einen anderen reinverlieben…hole er sich halt ne neue und dann sei gut…voll auf der anti schiene…armer kerl. mit ner bande rheinländer und dem zweiten, ebenfalls ganzentspannten, kassierer von der rheinfähre, der sich noch an mich erinnerte, komm ich bis lahnstein…..ein hoch auf die loreleyfähre. jetzt steh ich an der lahn…mir wird ganz warm ums herz…der heimat langsam so nah. ich lauf erstmal gut zwei km den fluss hoch…wow, die hektik vom dicken rhein ist verflogen…nach einer halben stunde packt mich eine brasilianerin mit ihrer tochter ein. sie sei vor sieben jahren allein mit der tochter gekommen und ne kämpferin. am anfang habe sie drei.monate nur geheult, aber sie habe es schaffen wollen..sie liebe die ruhe und sicherheit in deutschland…fühle sich sehr wohl, auch wenn sie die heimat immer wieder vermisse…aber sie habe eine samba tanztruppe. sie bringt mich extra 10km weiter bis nassau…die lahn ist mal so gechillt…total gemütlich, auch überall kleine burgen, leute baden…bin hier mal als kind auf einer fahrradtour lang, seitdem nie wieder hier gewesen…null hektik…wie in einer anderen welt. mit zwei ayuveda lehrern und nem pärchen komm ich bis holzappel…jetzt hält ein auto mit dicken jack wolfskin aufklebern…ich muss direkt an meinen auslandszivildienst homie anton denken, er kommt ziemlich aus der nähe und sein vater ist schuhdesigner bei den wölfen. rein geguckt…könnte passen…geschwatzt…da is es wahrhaftig sein vadda…oh mann, wie fett. nen ganz gechillter geselle. er sei hier aufgewachsen und gerade bei seinen eltern gewesen. er bringt mich nach balduinstein…einmal high five, nen gruppenfoto und vielleicht auf irgendwann mal wieder. balduinstein las sich so nett an auf der karte…meine idee war bis hierher zu trampen, dann ein süßes plätzchen für mein zelt zu finden und ab in die lahn. wieder so ein idyllischer fleck, ganz gemütlich und verschlafen, mitten im wald….aufm berg thront schloss schaumburg. in einem kleinen kiosk die mutti angehauen. ne wilde nudel…aber mit zelten sei schlecht hier…auch das nächste dorf sei nicht so leicht zu erreichen, da müsse man über die bahnbrücke…sei verboten und wenn man nicht wisse wie die zügen fahren schlecht. ich solle mal auf der anderen lahnseite weiter richtung limburg laufen…also los…dann kommt die bahnbrücke…geht schon, schnell rüber da…dass sie die bahnbrücke rund zwei km weiter meinte, wusste ich nicht, wurde mir aber klar, als ich mich voll im wald verfranzt hatte…oh mann…voll verkackt…nach mehrmaligen hin und her laufen komm ich nach über ner stunde in birlenbach, ne ecke oberhalb der lahn raus. mittlerweile ist mir alles egal…hauptsache ne penne. einen angehauen…habe keine idee. weiter gehts…hier passiert nicht mehr viel. in einem seitensträsschen liegen frische pferdeäpfel und es sind felder zu sehen…hin da, zack ein reiterhof…ein reiterpapa führt mich zur familie des hofs…kein problem…auf der wiese würden ja sowieso ein paar jungs vom hof zelten, die hätte ferien. die hofmama zeigt mir das plätzchen…solle erstmal aufbauen und dann nochmal vorkommen…perfekt. während ich mein zelt aufbaue kommt der hofpapa vorbei…sie würden grillen, könne gerne rumkommen, auch duschen kein thema. grins, grins…ganz relaxte leute. hier auf aufm hof sei immer was los. gerade letzte woche sei ein reitzeltlager mit zwanzig kids gewesen…da komme es auf einen mehr oder weniger auch nicht mehr an. frisch geduscht und mit nem pils in der hand steh ich mit den drei schülern, die ihre pferde hier stehen haben und auch auf der wiese zelten, am grill. für jeden ein fettes steak, dazu salate…optimal. die hofeltern haben sich zurückgezogen…wir vier essen zusammen und schnacken über alles mögliche. später kommt der hofpapa nochmal runter und bis nach zwölf sitzen wir zusammen.ich lass mir geschichten vom hof und die handhabung unterschiedlicher pferderassen erklären. die anderen sitzen noch weiter beieinander…ich bin raus…ab ins zelt…zack, lichter aus.

erkenntnis des tages: und erstens kommt es anders und zweitens als man denkt…grandios, wie alles immer seinen weg geht. der reiterhof kam wie ein segen…ich komplett platt…akkus alle…

lore toni

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